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Das westlich von der römischen Provinz Afrika gelegene Nu-
midien wurde von Cäsar unter dem Namen Nenlibyen zur römi-
schen Provinz gemacht. Das westlich von Numidien bis zum at-
lantischen- Ocean sich erstreckende Mauritanien wurde 33 v. Chr.
römische Provinz, Nachdem beide Länder noch einmal auf kurze
Zeit unter einen einheimischen Fürsten, Juba Ii., gestellt worden
waren, wurde unter Claudius das ganze Nordafrika in vier römi-
sche Provinzen eingetheilt, Proconsulakis, Numidia, Mau-
ritania Cäsar iensis und Mauritania Tin gitana. Das
östliche Mauritanien, Cäsariensis, war besser bebaut und bevöl-
kert, als das westliche, Tingitana. In letzterem, dem eigentlichen
Gebiete des Atlas, wimmelte es von wilden Thieren, und zu den
Einwohnern hatte die Gesittung nur wenig Eingang gefunden. Auch
in der Römerzeit blieb ohngeachtet der Menge von Städten, die
hier gegründet wurden, das eigentliche alte Mauritanien weit hin-
ter der Provinz Afrika zurück. In dem östlichen Mauritanien hatte
schon Augustus viele Kolonien gegründet. Später hatte sich die
Zahl der Städte so vermehrt, daß 170 derselben als christliche Bi-
schofsgemeinden gezählt wurden. Allerdings waren dies großcntheils
geringe, zum Schutze gegeu die Nomaden mit Mauern versehene
Orte. Das westliche, ursprüngliche Mauritanien erhielt seinen Na-
men Tingitana von der uralten Stadt Tingis (Tanger), die unter
Claudius Kolonie und Hauptort wurde. Wenn schon in der Pro-
vinz Afrika die Barbaren nicht sellen Ueberfälle versuchten, so wa-
ren die Mauren des Atlas noch weit feindseliger; sie störten mehr-
mals den Frieden und wagten sich unter Mark Aurel sogar nach
Spanien, das sie weit und breit verwüsteten. Viele Ruinen be-
weisen, daß in Mauritanien römische Bauten, Paläste, Tempel,
Wasserleitungen, Triumphbogen, Villen und stattliche Heerstraßen
in Menge vorhanden waren. Daß die lateinische Sprache dort
gang und gebe war, ist außer Zweifel; ein gewichtiges Zeugniß
geben die Acta der christlichen Kirche Nordafrika's; ob im Munde
des Volkes sich, die alte Sprache der Mauren erhalten hat, ist
schwer zu sagen. Wie den römischen Provinzen in Afrika die Le-
benskraft durch beständige Angriffe der freien Mauren des Gebirges
und des Saumes der Wüste verkümmert wurde, so behielt auch das
Latein der Romano-Afrikaner in ihren Schriften etwas Fremdarti-
ges, Schwülstiges, dem Himmel und den natürlichen Erzeugnissen ih-
rer Heimath Verwandtes, mit einem Worte Afrum quoddam. Den-
noch war es den Mauren bei dem Verfall des römischen Reiches
nicht beschiedeu, sich über Naubaufälle und Verwüstung hinaus in
ihrem Stammlande wieder geltend zu machen; hier lag eine reiche
Ernte bereit für den Islam und die arabische Sprache.
Die pyrenäische Halbinsel, das jetzige Spanien und Por- D-c
tugal, war in ältester Zeit von dem Volksstamm der Iberer be- id)C
wohnt, von dem sich noch ein Rest in dem kleinen Volk der Bas-
ken im nördlichen Spanien erhalten hat. Aber schon in sehr alter
Zeit hat sich in einem großen Theil Spaniens der Stamm der
Iberer mit Kelten gemischt und dadurch dem Namen der Keltiberer
seinen Ursprung gegeben. Diese iberische und keltiberische Urbe-
pyrenäl
Halbin
sel.
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsar Claudius Cäsar Augustus Claudius_Kolonie
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Numidien Juba Nordafrika Numidia Afrika Tanger Afrika Spanien Afrika Spanien Bas- Spanien
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der Kelten und Galater diente häufig nur zur allgemeinen Bezeich-
nung der Völker des Nordens. Erst Julius Cäsar, dieser eigent-
liche Entdecker der nordischen Welt, zeichnete bestimmt den Unter-
schied zwischen beiden Volksstämmen. Der keltische Volksstamm mar
über die Landschaften von Gallien, über alle brittischen Inseln, über
einen Theil des alten Jberien und die südlichen Theile Deutschlands
in den Alpen- und Donaulandschaften ausgebreitet. Der hercynische
Wald in der Mitte des heutigen Deutschland bildete die ethnogra-
phische Grenzscheide, welche in Deutschland das Stammland der
Germanen von den gallischen Gebieten trennte. Die Alten nennen
uns zwei mächtige gallische Völker, die Helvetier und die Bo-
jer, welche in den letzten Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung
das ganze südliche Deutschland innerhalb des hercynischen Bergwal-
des von dem obern Rhein und Main im Westen bis zu den Ebe-
nen an der mittleren Donau im Osten bewohnten. Der Name der
Bojer scheint nicht nur der Name eines einzelnen Stammes, sondern
zugleich auch eine allgemeine Bezeichnung für die gesammte gallische
Bevölkerung an der oberen Donau und dem hercynischen Walde,
ostwärts von den Helvetiern, gewesen zu sein. Als den Hauptsitz
der Bojer im Norden der Alpen müssen wir den Bergkessel des
Ouellgebietes der Elbe betrachten, wo sich der Name Bojohemum
oder Böheim als Andenken an jene alte gallische Bevölkerung er-
halten hat. An diesem von der Natur befestigten Gebiete der Bo-
jer brach sich zuerst der große gegen Süden vordringende Völker-
strom, welcher die Römer ein Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung
in genauere Berührung mit der germanischen Welt brachte.
In dem Donaulande von Oberdeutschland finden wiederholte
Wanderungen gallischer Völkerschaften von Westen nach Osten statt,
bis in dem ersten Jahrhundert v. Chr. germanische Stämme das
gallische Element allmälig verdrängen und sich bis zum obern Rhein
hin ausbreiten. Dagegen zeigt sich in dem Rheinlande von Nieder-
deutschland ein Vordringen germanischer Völkerschaften nach Westen
im Kampfe mit den dort wohnenden gallischen Stämmen. In dem
nordöstlichen Gallien von der Seine bis zum unteren Rheine wohn-
ten die tapferen und kriegslustigen Bel gen. Diese verachteten ihre
Stammgenossen, die Gallier, die sich allmälig unter das römische
Joch beugten, und wollten lieber von einem gleichgesinnten, wüthi-
gen Geschlechte abstammen. Sie rühmten sich deshalb der germa-
nischen Abstammung; doch haben neuere Untersuchungen, besonders
die von Zeuß, ihre Verwandtschaft mit den Galliern und ihre kel-
tische Abstammung bewiesen.
Verfall der Die Kelten waren in alter Zeit ein kriegerisches oder vielmehr
tionautät^zur räuberisches Volk, und weder die Eisfelder der Alpen und Karpa-
Zeit Eàsarè. thcn, noch das undurchdringliche Dickicht der hercynischen Wälder
vermochten ihre räuberischen Züge zu hemmen; ihre kriegerischen
Haufen überzogen Italien, Deutschland, Jllyrien, Thracien und das
Land der Slaven. Die Kelten in Gallien waren nicht nur nach
außen das fehde- und wanderungslustigste Volk des Alterthumes,
sondern dieselbe Beweglichkeit herrschte auch in ihren inneren Ver-
hältnissen. Alle politischen Formen waren von ihnen versucht wor-
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Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Rhein Main Donau Donau Bojohemum Böheim Donaulande Oberdeutschland Rhein Rheinlande Nieder-
deutschland Gallien Rheine Karpa- Italien Deutschland Gallien
15
ihre Gesänge und dachten mit Scheu und Ehrfurcht an die geheim-
nißvolle Macht dieser Jungfrauen. Ein anderes Orakel befand sich
auf einer dem Volke der Nanneten (Nantes) gehörenden und in der
Mündung der Loire liegenden Insel, welche kein männlicher Fuß
betreten durfte. Diese Priesterinnen waren verpflichtet, zu gewissen
Zeiten das Dach ihres Tempels zu zerstören und es dann in einer
Nacht wieder aufzubauen. Wenn eine derselben von den Materia-
lien etwas fallen ließ, so wurde sie, wie man erzählte, von ihren
Gefährtinnen auf der Stelle zerrissen. Diese Priesterinnen waren
verheirathet und besuchten einige Male im Jahre ihre Männer,
welche auf dem der Insel gegenüber liegenden Lande wohnten, ver-
ließen sie aber wieder vor Tages Anbruch. Die Inseln an der
Küste von Armorika waren bei den Alten wegen der magischen
Künste der Druiden berühmt. Auf manchen derselben hörten die
Schifffahrer zu gewissen Zeilen lärmende Gesänge und Klänge der
Cymbeln. Als der römische Feldherr Paulinus Suetonius die brit-
tische Insel Mona (Anglesea) angriff, standen Druiden am Ufer
und sprachen mit aufgehobenen Händen Verwünschungen gegen die
Römer aus, während Druidinnen in Trauerkleidern, mit aufgelöstem
Haar, brennende Fackeln schwangen. Die Druiden waren beson-
ders wegen ihrer Weissagungen berühmt, der Vorstellung der Kel-
ten und Germanen gemäß, die der weiblichen Natur und besonders
der jungfräulichen ein tieferes Gefühl für das Leben des Alls und
somit einen Blick in die Zukunft zuschrieben. Bei den Kelten gal-
ten jedoch die Frauen weniger als bei den Germanen, und es ist
keine Spur vorhanden, daß eine Druidin eine Bedeutung erlangt
hat, wie Aurinia, Velcda und andere bei den alten Deutschen.
In naher Verbindung mit den Druiden standen die Barden
oder Sänger. Sie hatten nicht nur die Lehren der Druiden in
Verse gebracht, sondern dichteten auch von der Abstammung der
Fürsten, und neben der didaktischen und epischen Poesie fehlten auch
lyrische Lieder nicht. Die Barden bedienten sich bei ihren Vorträ-
gen eines Instrumentes, welches im Kimrischen Kruit, irisch Cro-
tha, deutsch Grota oder Rota genannt wird. Das Instrument war
einer Violine ähnlich, nur etwas größer und hatte sechs Saiten,
von denen vier mit dem Bogen gestrichen wurden. Wälsche und
Irländer oder Schotten waren die Meister der Harfe und Rota im
ganzen Mittelalter.
Die Religion der Kelten war Naturreligion. Die Gallier ver- Diereilgivn.
ehrten in dem Gotte Teutates die schaffende Kraft der Natur.
Teutates hieß im Galischen Vater des Volkes, und dieser Gott
wurde als Stammvater des keltischen oder gallischen Völkerzweiges
gedacht. Wenn Cäsar berichtet, daß die Gallier von dem Dis pater
abzustammen behauptet hätten, so ist sein Irrthum daher entstan-
den, daß im Galischen Di Gott hieß und er diesen Namen für den
Dis pater genommen hat. Die Gallier dachten in dem Teutates
sehr mannigfaltige Begriffe vereinigt, welche später als besondere
Aeußerungen seiner Macht getrennt und als besondere Götter auf-
gefaßt wurden. Teutates war der Stifter des bürgerlichen Lebens,
des Handels, der Wissenschaften und Künste und wird von Cäsar
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16
als Mercur bezeichnet. In der späteren, mit römischen Ideen ver-
mischten gallischen Religion werden ihm auch die Attribute des Her-
cules und des Pluto beigelegt. Als Gott des Donners verehrten
die Gallier den Tarants und als Gott der Schlachten den He-
sus. Neben diesen drei Hauptgöttern wurde als Sonnengott und
Gott der Heilkunde Belenus verehrt, welchen Cäsar Apollo nennt,
und die in einer Inschrift vorkommende Belisana scheint die von
Cäsar erwähnte Minerva zu sein. Außer diesen angesehenern Göt-
tern findet sich noch eine nicht unbeträchtliche Zahl untergeordneter,
ihrer Bedeutung nach größteutheils dunkler Gottheiten. Wie in
fast allen Naturreligionen wurde auch von den Galliern der Mond
verehrt. Er war das Symbol der immer lebendigen wachsenden
Natur. Man hielt ihn zum Gedeihen alles Lebendigen besonders
geeignet. Man glaubte, daß er auf alle Thaten und Entschlüsse
einen bedeutenden Einfluß ausübe, man dachte ihn mit dem Glücke
im Bunde. Die Götter der Gallier waren Kräfte der Natur und
des menschlichen Geistes, welche sie sich als Personen dachten und
benannten. Man errichtete ihnen keine Tempel und Statuen, son-
dern verehrte sie in Hainen und Höhlen und anderen heiligen Or-
ten. Die Ueberreste von gallischen Tempeln und Statuen, die man
gefunden hat, sind sämmtlich aus römischer Zeit und haben mit dem
reinen Druidismus nichts gemein. Die Kelten dachten sich die Göt-
ter selbst als sterblich. Die Druiden lehrten, obgleich sie die Ewig-
keit der Materie annahmen, daß die gegenwärtige Ordnung der
Dinge einmal durch Feuer untergehen und daß sich aus den Flam-
men eine neue Schöpfung erheben werde. Wie alle alten Völker,
so brachten auch die Gallier ihren Göttern Opfer dar. Blut und
besonders das des Menschen galt für das wirksamste Mittel zur
Versöhuung der Götter. Der düstere Geist der druidischen Theo-
kratie, das Leben im Schatten der Urwälder, das in dieser Einsam-
keit um so tiefer erwachende Gefühl der Verschuldung ließen ihnen
diese blutigen Opfer als nothwendig erscheinen. Außerdem stellten
sich die Kelten die Gottheit als ein bei jeder Gelegenheit von uner-
bittlichem Zorn entflammtes Wesen vor. Während die ältesten Grie-
chen die Menschen, die sie den Göttern opferten, wie andere Opfer-
thiere, mit dem Messer schlachteten, die Perser und Römer sie in
gewissen Fällen lebendig begruben, brachten die Druiden, gleich den
Völkern semitischer Abkunft, den Phöniciern und Karthagern, die
Ihrigen gewöhnlich durch den Feuertod dar; doch war ihnen auch
der Gebrauch sie zu schlachten nicht unbekannt. Verbrecher galten
als besonders willkommene Opfer, doch wurden in Ermangelung
derselben auch unschuldige Menschen geopfert. Schon vor der römi-
schen Eroberung waren in Gallien die Menschenopfer seltener ge-
worden, weil die Kraft des Druidenthums erschlafft war. Ganz
hörten jedoch diese blutigen Opfer auch unter den römischen Kai-
sern nicht auf, wie die Verbote einiger derselben und die Verfol-
gungen der Druiden, um dieser Ursache willen, beweisen. Diese
Priesterklasse verschwand erst mit den letzten Spuren des Heidenthums.
uchkm und Ueber den keltischen Stamm in Gallien sind viele Nachrichten
auf uns gekommen. Auch hat sich die keltische Sprache, sogar mit
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32
%t!mnbetb Die Germanen find neben den Griechen und Römern der wich-
Gcrmanen. tigste Zweig des indogermanischen Völkerstammes. Wie für die
alte Geschichte der griechisch-lateinische Völkerzweig der wichtigste
ist, so ist es für die mittlere und neuere Geschichte der germanische.
Der germanische Völkerzweig ist wahrscheinlich zunächst nach dem
keltischen aus Asien in-Europa eingewandert. Der Name Germa-
nen kann seiner Ableitung und Wortbedeutung nach nicht mit Zu-
verlässigkeit erklärt werden. Einige Gelehrte haben ihn mit den
alten deutschen Namen Erman, Hermann, Jrman und Jrmin in
Verbindung gebracht; > andere sind der Meinung, daß derselbe kein
einheimischer Name gewesen, sondern von den Kelten den Deut-
schen beigelegt worden sei und nach der einen Ansicht Bewohner
rauher Waldgebirge, nach einer anderen Schreier oder tapfere Kriegs-
männer bedeute. Die Ableitungen von dem lateinischen Worte ger-
manus, welches Bruder bedeutet, von dem altdeutschen Worte Ger
d. i. Speer, und von Wehre sind längst verworfen. Der Name
Suevi, besser Suebi, ist die Bezeichnung der Völker der alten un-
steten (schwebenden) Lebensweise. Bei Tacitus umfaßt der Name
Suevi die östlichen Völker und an diesen vorzüglich schildert Strabo
die alte Sitte. Der Mittelpunkt des Suevenstaates lag bei den
Semnonen, wo die suevischen Völker in grauser Feier ihre Verbin-
dung erneuerten. Später haben einzelne Völker die alten Gesammt-
namen zu ihrer besonderen Bezeichnung gewählt. Ueber die Her-
leitung des seit dem neunten Jahrhundert aufgenommenen Namens
Deutsche sind die Gelehrten nicht einig. Nach der einen Ansicht
soll er von dem altdeutschen Worte Diutan d. i. deuten, verständ-
lich machen, nach der anderen von dem gothischen Worte Thiuda
d. i. Volk herzuleiten sein. Nach der ersteren Ableitung würden
Deutsche diejenigen, welche dieselbe Sprache sprechen, nach der zwei-
ten Leute desselben Volkes bezeichnen. Die Germanen waren in eine
mannigfache Reihe von Völkerschaften verzweigt, deren Entstehung vor
alle Geschichte fällt; aber trotz aller Zersplitterung und trotz aller Stam-
mesunterschiede machten diese Glieder doch auf die Fremden den Ein-
druck des Zusammengehörens zu einem großen Ganzen, zu einer nach
außen hin abgegrenzten Nationalität. Auch bei den Germanen selbst ist
vom Anfange an ein gewisses Bewußtsein der Nationalität, wenn auch
mehr in der Absonderung von dem Fremden als in festem Anschlie-
ßen an den Volksgenossen sichtbar, vorhanden gewesen.
Die Zweige Nach Tacitus feierten die Germanen in alten Liedern als ihre
der er Stammväter den aus der Erde entsprossenen Gott Tuisco und
Germanen, Sohn Mannus, von dessen drei Söhnen die drei Volks-
stämme der Jngävonen, Jstävonen und Herminonen ent-
sprossen wären. Tuisco oder Tiuseo bedeutet Gott, oberster Gott,
unter welchem sie sich wohl den Allvater Wodan oder Odin dach-
ten. Mann aber ist der Mensch, der erste Mensch, und die Eigen-
namen der Jngävonen, Jstävonen und Herminonen bedeuten die
Edlen, Vornehmen, Starken. Die Jngävonen wohnen im Tief-
lande längs der Küste: die Herminonen find im Oberlande aus-
gebreitet, die Jstävonen aber im Osten. Aber auch in Skandi-
navien waren Germanen, die Hillevionen d. h. Bewohner des
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Extrahierte Personennamen: Hermann Schreier Strabo
33
Felslandes. Vier Zweige also umfaßt der deutsche Stamm; drei
wohnen auf dem Festlande; der vierte, entfernte, durch die See ge-
trennte, der seine Heimath eine zweite Welt nennt, könnte den drei
ersten zusammen als ein zweiter gegenüber gestellt werden. Die
Scheidung in vier große Stämme zeigt auch die Sprache, obgleich
die Sprachen dieser Stämme nahe verwandt, ursprünglich wohl
gleich gewesen sind. Die Sprache des Ostzweigs war die gothische,
in welcher das älteste Denkmal deutscher Rede erhalten ist. Die
Sprache der Herminonen war das Oberdeutsche oder Hochdeutsche,
welches dem Gothischen näher verwandt war als dem ingävischen
Sprachzweige (oder dem Niederdeutschen) und dem nordischen. Auch
in Beziehung auf die Sprache kann man den nordischen Stamm
den drei ersten Stämmen gegenüberstellen. Spätere Fortbildungen
des ingävischen Sprachzweiges sind das Angelsächsische und Altfrie-
fische.
Zu dem Stamm der Herminonen gehörten und im Ober-
lande wohnten die Sigambern, Gubernen, Marser, Ubier, Usipier,
Tenchtherer, Tubanten, Ampsivarier, Chamaven, Brukterer, die
Westsueven, welche später unter den Namen der Chatten und der
Hermunduren bekannt werden, die Bataver, Cherusker, Angriva-
rier, Langobarden, Markomannen, Quaden, die ligischen Völker
und die Bastarnen. Zu dem Stamme der Jstävonen gehörte und
im östlichen Flachlande, zwischen dem Tieflande an der Meeresküste
und dem Oberlande wohnte eine westlich bis zur Elbe sich ausbrei-
tende weniger zahlreiche Reihe starker Völker, die, noch längere Zeit
von den Grenzen der Römer entfernt, erst in späteren Jahrhunderten
mächtig in die Ereignisse einwirkend auftreten. Diese Völker waren die
Semnonen, das angesehene Centralvolk der Sueven, bei dem sie
gemeinschaftlich ihre Verbindung feierten, die Varinen, die Bur-
gnndionen und die Gothen, eines der berühmtesten deutschen Völ-
ker. An den Küsten der Nord- und Ostsee wohnte der Stamm der
Jngävonen, eine lange, schmale Reihe zahlreicher und starker
Völker, welche in frühen und späteren Zeiten ihre Schaaren gegen
fremde Länder und Völker ausgesandt haben: die Friesen, Chauken,
Cimbern, Teutonen, Sachsen, Angeln, Jüten, Suardonen, Rugier,
Tureilinger und endlich die Sciren, das äußerste deutsche Volk,
jenseits der Weichsel. Wir sind hier der Schrift von Kaspar Zeuß
gefolgt; andere Gelehrte versetzen die Jstävonen an den Rhein und
weichen auch sonst von Zeuß ab.
Die Germanen waren, in der Zeit, von welcher wir zuerst Kunde
haben, in Stämme, die Stämme in Völkerschaften getheilt, welche
durch kein politisches Band zusammengehalten, neben einander wohnten.
Sie scheinen ursprünglich die nördlich gegen das Meer gesenkte Ebene
eingenommen zu haben; als sie zuerst in der Geschichte auftraten,
waren ihre Wohnsitze im Norden von dem Meere, im Osten von der
Weichsel, im Süden von der Donau begrenzt; westwärts waren die
Germanen bis an und bis über den Rhein verbreitet. In Sprache,
Rechtsgewohnheit und Götterglauben waren die verschiedenen Stämme
verbunden; den Nachbarn war es deutlich, daß sie zusammengehör-
ten und ein ungemischtes Volk waren; auch ihnen selbst konnte das
3
Lebensweise
und Sitte.
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94
Karpathen, der andere, daß die Länder am schwarzen Meere mit
unzähligen windischen, antischen und slawischen Völkern erfüllt wä-
ren. Nicht lange darauf verbreiten sich diese Völker über alle Län-
der zwischen der Elbe, dem adriatischen, ägäischen und schwarzen
Meere. Es ist daher wahrscheinlich, daß der slawische Völkerzweig
bereits lange vor Christi Geburt ein volkreicher und in ausgedehnten
Wohnsitzen angesessener gewesen ist. Die Slawen wurden von an-
deren Völkern Winiden, Winden, Weneden oder Wenden
genannt, sie selbst nannten sich Serben; ihre ältesten Wohnsitze
waren in den Ländern östlich von den Karpathen und in anderen
Gegenden des nördlichen Europa. Die älteste Erwähnung der hin-
ter den Karpathen und am Ufer des baltischen Meeres angesessenen
Weneden findet sich in der bei den Griechen verbreiteten Ueberliefe-
rung, daß der Bernstein von Norden, aus dem Lande der Weneden,
wo der Eridanos in das nördliche Meer münde, herkomme. Die
Weneden kamen später in Vergessenheit, weil sich zwischen dieselben
andere Völker eindrängten, wie die Skythen am schwarzen Meere,
die Kelten an der Donau und die Deutschen an der Weichsel, und
weil die Gothen sich der Bernstcinküste bemächtigten und die Wene-
den verdrängten. Daher verwechselten die Griechen den Eridanos
mit dem Rhodanos in Gallien und mit dem Padus, und übertrugen
die Sage auf die Weneden am adriatischen Meere. Der Name der
Weneden, im frühsten Alterthum wegen des Sammelns und Ver-
kaufs des Bernsteins weit bekannt, findet sich in den späteren schrift-
lichen Denkmälern der Griechen und Römer sehr spärlich. Das Volk
der Weneden, im Nordwestcn von den Gothen und andern Germa-
nen an der Weichselmündung und auf der Bernsteinküste angegriffen
und mehr in das Innere des Landes und nach Norden zurückge-
drängt, im Südosten von den Skythen und später von den Sar-
maten wenigstens theilweise unterjocht, im Süden von den zahlrei-
chen keltischen Stämmen während ihrer Wanderungen im vierten und
fünften Jahrhundert v. Chr. bedrängt, wurde den entfernten Völ-
kern, da es nicht mehr im Besitze der Ostseeküste und in keiner un-
mittelbaren Handelsverbindung mit ihnen war, fremd und gleichgül-
tig. Ueberdies war die Kenntniß der nordischen Länder Europas
bei den Griechen und Römern sehr lückenhaft geblieben und hatte
von der Zeit des Herodot und Pytheas bis zu der des Plinius und
Tacitus keine wesentliche Erweiterung bekommen. Erst als die welt-
beherrschenden Römer mit dem Schwerte einen Weg in das Innere
von Nordeuropa, namentlich von Deutschland, Pannonien und Da-
cien, öffneten, traten auch die übrigen nördlichen Länder einigerma-
ßen aus ihrem bisherigen Dunkel hervor, wie wir dies in den
Schriften des Plinius, Tacitus und Ptolemaius bemerken. Damals
tauchte auch der Name der östlich von den Karpathen wohnenden
Wenden wieder auf. Der treffliche, vielumfassende Plinius hat in
seiner Encyklopädie, die er Naturgeschichte nannte (Iv, 13, 97),
den Namen der Wenden erhalten und setzt ihre Sitze zwischen die
kleinen Völkerschaften der Sciren und Hirren an der Ostseeküste
und die östlich und am schwarzen Meere herrschenden Sarmaten.
Gegen das Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. giebt uns der
scharfsinnige Tacitus in seiner Germania (Kap. 46) einige zwar
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Herodot
Extrahierte Ortsnamen: Christi Europa Weneden Donau Gallien Europas Nordeuropa Deutschland Pannonien
96
Friedfertig-
keit und Ta-
Pferkcik der
Slawen.
Ackerbau, Ge-
werbe und
Handel.
Die Slawen waren sanft und still, liebten Ackerbau, Handel
' und Gewerbe, zagen ein ungestörtes und friedfertiges Leben Erobe-
. rungszügen vor; darum werden sie bei den griechischen und römischen
Geschichtschreibern weit weniger genannt als ihre Nachbarn, die wil-
den, kriegerischen Skythen, Sarmaten u. s. w. Als die Slawen nach
und nach theils durch das Beispiel der Hunnen, Awaren und Bul-
garen, theils durch die von ihren Nachbarn erlittene Unbill aufge-
reizt in Kämpfe mit den byzantinischen Griechen an der Donau und
mit den Germanen an der Elbe geriethen, wissen die Geschichtschrei-
der mehr von ihnen zu erzählen. Trotz ihrer Neigung zu einem
stillen häuslichen Leben waren die Slawen nicht ohne Geschick für
die Kriegskunst; man darf auch nicht annehmen, daß sie in ihrer
Hcimath jegliche Unbill ihrer Unterdrücker friedlich hingenommen ha-
den. Die Slawen verstanden da, wo es nothwendig war, die Waf-
fen so tapfer zu führen als ihre geübteren Widersacher; sie trieben
aber den Krieg nicht als Handwerk, als Mittel zum Lebenserwerb
wie die Sarmaten, Gothen, Vandalen und andere, sondern lediglich
zur Vertheidigung. Wir finden allerdings einige Stämme der Sar-
maten, Kelten, Germanen und später auch der uralischcn Finnen
in dem slawischen Urlande, zum Theil sogar als Beherrscher einzel-
ner slawischer Stämme, indeß ihre Herrschaft hatte keinen Bestand.
Wer kann aber glauben, daß die Sarmaten, Kelten, Gothen und
Vandalen die herrlichen Ebenen an der Weichsel und am Dniepr
freiwillig verlassen haben, wo sie sich von fremder Arbeit hätten
bequem nähren können? Schon Taeitus deutet auf die Tapferkeit
und Streitbarkeit der Weneden hin; spätere Nachrichten bezeugen,
daß die Slawen Tapferkeit, Uebung und Ausdauer im Kriege
besaßen.
Die Slawen waren nicht Nomaden, sondern hatten feste Wohn-
sitze. Eine natürliche Folge ihrer langen Ansässigkeit in den in Eu-
ropa zum Ackerbau vorzüglich geeigneten Ländern, in den Dniepr-
und Weichselebenen, war ihre Neigung zum Ackerbau. In dem Ur-
lande der Slawen blühte der Ackerbau und der Getraibehandel be-
reits zu Herodots Zeiten. Im Lande der Budiner gab es eine große
hölzerne Stadt, die von griechischen Kaufleuten bewohnt war. Die
Neigung zum Ackerbau wurde dadurch unterstützt, daß sich die Sla-
wen in viele kleine von einander abhängige Gemeinden theilten, die
sich selbst regierten. Förderlich war auch dem Ackerbau die Gewohn-
heit, die Häuser in gewissen Entfernungen von einander zu bauen,
so daß jede Familie inmitten ihrer Ländereien wohnte. Das mit
Ackerbau beschäftigte Volk, welches sich gegen Ausländer freundlich
und verträglich zeigte, konnte nicht lange die Gewerbe und den Han-
del entbehren. Neben der Neigung für den Ackerbau, die Bienen-
zucht, die Jagd und die Viehzucht war besonders der Handel eine
Lieblingsbeschäftigung der Slawen. Nach der Lage ihres Landes
war ein großer Theil des Handels zwischen Asien und Westeuropa
in ihren Händen oder hatte wenigstens den Zug durch ihr Land.
Viele slawische Wörter deuten auf einen ehemaligen regen Verkehr
zwischen dem Oriente und den Slawen. Zu Herodots Zeit blühte
der Handel an dem Borysthenes (dem Dniepr und der Beresina),
an dem Slawen angesessen waren. Im ersten Jahrhundert v. Ehr.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Herodots Herodots
Extrahierte Ortsnamen: Donau Dniepr Asien Westeuropa
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werden windische Kaufleute, welche des Handels wegen die Ostsee
befuhren, erwähnt. Frühzeitig wurden auch slawische Handelsstädte
gegründet. Alle bedeutenderen Städte in Rußland, Polen und
Pommern blühten bereits vor der Einführung des Christenthums;
ihr Ursprung scheint in die ältesten Zeiten hinaufzureichen. Tiefe
Städte waren der Natur des ebenen waldigen Landes gemäß von
Holz. Auch in mancherlei Gewerben, z. B. im Schmieden und
Zimmern, im Häuser- und Schiffsbau, in der Gerberei, in Ric-
merarbeiten und im Bergbau waren die Slawen wohlbewandert.
Schon im sechsten Jahrhundert wurden sie nicht nur von Awaren,
sondern auch von den Griechen als Schiffsbaumcistcr gebraucht.
Daß später, im zehnten und elften Jahrhundert, Handel und Ge-
werbe bei den Slawen fast gänzlich verschwanden, daß ihre Städte
sanken, und Rohheit und Trägheit unter ihnen einriffen, davon ist
die Schuld mehr den gräulichen Unterdrückungen von außen her,
als dem Ermatten des gewerbfleißigen Sinnes der -Slawen selbst
beizumessen.
Die Slawen waren in viele kleine Gemeinden gespalten und Die Staats
vermochten nicht sich zu einer höheren politischen Ansicht zu erhe- ml)slltmist
den; sie vereinigten sich nicht zu gleichen Plänen, um mit Hintan-
setzung aller persönlichen Leidenschaften das Vaterland zu fördern
und den Eingriffen der Fremden zu wehren. Dieser Fehler ist die
Ursache, daß die Slawen, obgleich ein großes, starkes und ausge-
breitetes Volk, schon seit der frühesten Zeit leicht andern Völkern
unterlagen, daß sie wegen inneren Haders lieber fremde Fürsten
wählten, als daß sie einheimischen Zwist bei Seite setzend einander
untergeben waren. Die Staatsangelegenheiten wurden durch das
Volk selbst entschieden; in der Familie herrschte unumschränkt das
Familienoberhaupt. Die in den allgemeinen Volksversammlungen er-
wählten Häuptlinge, Lechen, Pane, Wladyken, Zupane, Bojaren,
Knesen u. s. w. genannt, leiteten die allgemeinen Angelegenheiten,
als den Kultus, die Staatsverwaltung, das Recht, die Gerichte, den
Handel und Wandel, sowie Krieg und Frieden. Die Gesetze wurden
theils mündlich vom Vater auf den Sohn vererbt, theils von den Prie-
stern auf Tafeln geschrieben. Alle Slawen waren ursprünglich gleich
frei und gleich berechtigt, einander vollkommen gleich; doch scheint ein
Unterschied des Standes und der Erblichkeit der höchsten Wurden, aber
mit Beibehaltung der Volksherrschaft, bei einigen Stämmen, na-
mentlich den Nachbarn der Deutschen, schon ziemlich früh Eingang
gefunden zu haben. Leibeigenschaft und Sklaverei waren den Sla-
wen völlig fremd. Alle Slawen, vom obersten Häuptling bis zum
geringsten Slawen herab, genossen in ihrem Vaterlande gleiche Frei-
heit. Auch dann noch, als ein Abel sich gebildet hatte, blieben die
Nichtadeligen frei, obwohl durch die Entstehung des Adels die
Verhältnisse der Nichtadeligen nach und nach große Veränderungen
erlitten. Leibeigenschaft und Sklaverei kam zu den nördlichen Sla-
wen erst durch die Deutschen, zu den südlichen durch die Griechen.
Unter die ältesten slawischen Satzungen gehört diese, daß jeder ge-
fangene Slawen, in wessen Gewalt er sich auch befand, sofort frei
ward, sobald er slawisches Land betrat; niemand hatte dann mehr
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TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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ein Recht an feine Person. Auch hinsichtlich der gefangenen Frem-
den wird ein gleich humanes Verfahren berichtet. Die Slawen
behielten die Gefangenen nicht in immerwährender Sklaverei, son-
dern stellten nach Verlauf einer bestimmten Zeit jedem Gefangenen
frei, ob er sich loskaufen und zu den Seinigeu zurückkehren, oder
ob er als Freier und als Freund unter ihnen bleiben wollte.
?unt/ R?ü- Eine Tugend der Slawen war die sorgsame Pflege der Alten,
s'^undcha-Kranken und Armen. Auch die Gastfreundlichkeit der Slawen, die
Slawen, als heilige Pflicht angesehen ward, wird gerühmt. Die Vielweibe-
rei war zwar gestattet, aber nur bei den Wohlhabenderen und
Häuptlingen gewöhnlich. Die Frauen wurden nicht nach orientali-
scher Sitte behandelt, sondern durften überall frei erscheinen. Diese
Achtung des schwächeren Geschlechtes ist ein rühmliches Zeugniß für
die Bildung der Slawen. Vom zweiten bis siebenten Jahrhundert
finden wir be4 Skandinaviern und Griechen Andeutungen, nach
welchen die Slawen für ein gebildetes Volk mit mancherlei Kennt-
nissen zu halten sind. Eine eigene Schrift hatten die Slawen seit
alter Zeit, sie bedienten sich derselben aber nur selten. Schriftstel-
lerei fand bei ihnen nicht statt. Volkslieder und Volkssageu, welche
uns in das innere Volksleben blicken ließen, sind nicht auf uns ge-
kommen. Die Priester und Weisen schrieben die nationalen Gesetze
auf hölzerne Tafeln; auch bedienten sie sich ihrer Schriftzeichen beim
Wahrsagen. In den skandinavischen Sagen gellen die Wanen, d.
h. die Winden, für gebildete Menschen. Nach Wanaheim, d. h.
in's Land der Winden, gingen nach den nordischen Sagen die skan-
dinavischen Götter und Helden, um Weisheit zu erlernen. Den
Wauen entlehnten die Skandinavier einige Götter, Gebräuche und
Ausdrücke, welche sich auf Gegenstände der Kultur beziehen. Ge-
sang, Musik und Tanz waren Lieblingsbeschäftigungen der Slawen,
und daher kömmt bei den lateinischen Schriftstellern des Mittelal-
ters die Redensart: Sclavus saltans.
Die Llawen verehren einen höchsten Gott, den Schöpfer des
Himmels und der Erde, den Vater und Herrscher der Götter und
Menschen. Dieser Allvater der Slawen heißt Swjatowit und
ist mit dem germanischen Wuotan, dem keltischen Teutates zu ver-
gleichen. Er wurde mit vier Häuptern dargestellt und war, wie
Wuotan, auch Kriegsgott. Der Donnergott der Slawen war Pe-
run und der eigentliche Kriegsgott Rujewit. Wie bei den Ger-
manen Wuotan, Donar, Zio, bei den Kelten Teutates, Ta-
rau, Hesus, so sind bei den Slawen Swjatowit, Perun, Ru-
jewit die hervorragendsten Götter. Au die drei Hauptgötter schlos-
sen sich noch viele andere geringere Götter an. Es wurden Op-
fer von Thieren und Früchten, besonders Pferdeopfer dargebracht.
Menschenopfer fanden nur bei einigen Stämmen an der Ostsee und
in Rußland aus der Fremde her Eingang.
Die vorzüglichsten Eigenschaften des slawischen Charakters wa-
ren Einfalt ohne Arglist und Trug, Aufrichtigkeit, Gefälligkeit und
Menschlichkeit. Fehler des slawischen Charakters waren der ewige
Streit unter den slawischen Stämmen und der Mangel an Einig-
keit, ferner die zu große Empfänglichkeit für äußere Eindrücke und
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TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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